Die Kirche brennt

Größte Holzkirche Deutschlands stand in Flammen

 

Dass eine Kirche brennt, ist für mich als Journalist, der für die Kirche arbeitet, der größte Horror. Genau das ist am Wochenende eingetreten und ich war in den letzten Tagen mit nichts anderem mehr beschätigt. Zum Glück sieht aktuell alles sehr hoffnungsvoll aus, gerade heute, wo ich auch einen Blick ins Innere der Marktkirche in Clausthal-Zellerfeld, der größten Holzkirche Deutschlands und einem Wahrzeichen hier im Harz, werfen durfte. Hier meine Pressetexte der vergangenen Tage:

 

Ein Feuer an der Clausthaler Marktkirche Zum Heiligen Geist versetzte die Feuerwehr, die Anwohner und den Kirchenvorstand in der Nacht von Samstag auf Sonntag in helle Aufregung. Kurz nach Mitternacht geriet die Fassade in Brand, als die Einsatzkräfte der Feuerwehr und der Polizei eintrafen, war eine starke Rauchentwicklung sichtbar.


Küster Daniel Pätzolt war es zu verdanken, dass die Tür schnell geöffnet werden konnte, wobei der Rauch auch schon in den Innenraum gezogen war. Dennoch war es Glück im Unglück, denn durch das schnelle Eingreifen konnte weit Schlimmeres verhindert werden. Selbst die Orgel, die sich direkt hinter der beschädigten Fassade befindet, könnte glimpflich davongekommen sein.


Die Feuerwehren waren mehrere Stunden im Einsatz, die Schadenshöhe kann noch nicht beziffert werden. Die Polizei hat ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung eingeleitet.

 

 

Am Sonntagmorgen entschied Dorothea Römpage mit Dorothea El-Bathich, dennoch einen Gottesdienst zu feiern. „Es ist ein Grund, dankbar zu sein, wenn es so abläuft“, sagt die Vorsitzende des Kirchenvorstandes. Mit einem Zettel an der Tür der inzwischen versiegelten Kirche lud sie zum Gottesdienst ins Gemeindehaus ein.„Allerdings hatten wir anfangs kein Feuer, um die Kerzen zu entzünden, und ich fand es auch ein wenig makaber, zu fragen, ob jemand ein Feuerzeug dabeihatte“, erzählt Dorothea Römpage mit dem Ansatz eines Lächelns, in dem der Schock der Nacht allerdings noch mitschwingt.


In jedem Fall sind sie und alle anderen dankbar, dass der Schaden nicht noch größer ist und die Feuerwehr so schnell vor Ort war. Alles andere wird sich in den kommenden Tagen regeln.

 

 

„Zehn Minuten später und der Dachstuhl hätte in Flammen gestanden“, vermutet Kirchenvorsteherin Ulrike Schoof von der Brandnacht an der größten Holzkirche Deutschlands. Sie und Ute Wendt waren in der Nacht vor Ort, haben mit angesehen, wie eine große Katastrophe im letzten Moment verhindert wurde.


Kurz nach Mitternacht schlug am Sonntag die Brandmeldeanlage Alarm, der Küster war schnell vor Ort und da er eben nicht nur Küster, sondern auch in der Feuerwehr ist, konnte er den Kamerad*innen Türen öffnen, Wege zeigen, dadurch vermutlich Schlimmeres verhindern. Immerhin konnte der Innenraum der Marktkirche nur mit Atemschutzmasken betreten werden. „Es war so verraucht und dunkel, dass man drinnen gar nichts erkennen konnte“, berichtet Ute Wendt gefasst, aber dennoch mitgenommen von den Ereignissen der Brandnacht.


Der Küster, Daniel Pätzolt, hatte sie beide angerufen und natürlich machten sie sich sofort auf den Weg. An der Kirche angekommen, waren die Feuerwehren bereits im Einsatz, doch immer noch konnten sie Stichflammen oben lodern sehen, weil der Zwischenraum zwischen der Holzverkleidung und der Wand wohl wie ein Kamin wirken musste. Dichter Rauch und verkohltes Holz waren die Folge. Zu dem Zeitpunkt wusste noch niemand, wie groß der Schaden im Innenraum schon war.

 

 

Dann habe Einsatzleiter Sven Küster ihnen deutlich gemacht, wie knapp es tatsächlich war, also in der Tat kurz davor, dass das Feuer auf den Dachstuhl übergreifen konnte und die Feuerwehrleute nichts mehr hätten tun können. „Während wir von Daniel immer wieder Zwischenmeldungen bekommen haben, haben wir vom Bäcker noch Brötchen und Kaffee geholt, der dort schon bereitgestellt war“, erzählen die beiden, „In dem Moment denkst du ja nicht mehr, sondern reagierst nur.“


Später konnten sie dann durch das Loch in der Wand einige Blicke erhaschen. Immerhin steht dort die noch neue Orgel, der natürlich auch große Sorge galt. Wie groß der Schaden allerdings wirklich ist, wird sich erst zeigen, wenn ein Gutachter in die aktuell noch als Tatort versiegelte Kirche darf und sich einen fachkundigen Überblick verschafft.


„Es war schon heftig“, sagen Ute Wendt und Ulrike Schoof, „aber es lief in dieser Nacht alles sehr, sehr gut.“ Somit ist Erleichterung das beherrschende Gefühl, die Dankbarkeit, dass die Feuerwehr und vielleicht noch etwas anderes viel Schlimmeres verhindert haben.


So formuliert es auch Superintendentin Ulrike Schimmelpfeng: „Am Sonntagmorgen waren wir zugleich alle dankbar, dass nicht noch mehr passiert ist. Unser sehr großer Dank gilt  den Feuerwehrmännern und -frauen für ihren couragierten Einsatz.“ Doch sie fügt auch hinzu: „Da die neue, am 1. Advent 2022 eingeweihte Goll Orgel hinter der Wand steht, an der es gebrannt hat, ist unsere Sorge groß, was wir vorfinden, wenn wir die Kirche wieder betreten und Fachleute den Schaden einschätzen können.“

 

 

Auf den ersten Blick sieht es hoffnungsvoll aus. So urteilten Pastorin Mirja Rohr und Kantor Arno Janssen nach der ersten Begehung der Clausthaler Marktkirche. Erstaunlich wenig offensichtliche Feuchtigkeit im Innenraum und auch wenig Ruß. Nur der Geruch nach verbranntem Holz liegt natürlich über allem.


Am Nachmittag hatte die Polizei die Holzkirche, die nach dem Brand in der Nacht von Samstag auf Sonntag wegen des Verdachts auf Brandstiftung versiegelt worden war, wieder freigegeben. Natürlich musste ein erster Blick erfolgen, zum einen, um einen Eindruck der Schäden zu bekommen, zum anderen aber auch, um weitere Folgeschäden möglicherweise zu verhindern.

 

 

Mirja Rohr war erstaunt, dass es der Feuerwehr offenbar gut gelungen war, die Wand zu löschen und die Kirche mit allem darin so gut wie möglich zu schonen. Arno Janssens Blick galt natürlich vor allem der erst 2022 eingeweihten Goll Orgel, die aber ebenfalls einen guten Eindruck machte.


Doch natürlich sind beide nur Laien, nun müssen Gutachter, unter anderem aus dem Bereich der Landeskirche, feststellen, wie groß der Schaden tatsächlich ist. Dazu soll es am kommenden Montag eine Begehung geben, die detailliertere und fundierte Ergebnisse bringen soll. Daraufhin entscheidet sich dann auch, wie es für die Kirchengemeinde weitergeht, das lässt sich nun einmal nicht nach einem ersten Eindruck sagen.