Vom Lost Place zum Königreich

Der Fall des Hotels am Wiesenbeker Teich - Teil 1

 

Ein ehemaliges Hotel, malerisch gelegen an einem See inmitten von Bergen. Warum es zum Lost Place wurde, habe ich ehrlich gesagt bis heute nicht verstanden. Doch als ich zum ersten Mal dort war, stand es bereits seit etlichen Jahren leer, die Spuren des Verfalls waren deutlich zu sehen.


Allerdings gab es noch einen Besitzer, so hieß es, jemanden, der nicht dort, nicht in der Region, nicht einmal in Deutschland wohnte, sich daher auch nicht kümmerte. Jahre später hörte ich dann, dass der Besitzer, vielleicht inzwischen ein anderer, doch dort wohne oder vielmehr hause, denn das Hotel verfiel zusehends.


Die Fassade wurde an vielen Stellen rissig, die einst bestimmt schicken Markisen über der Terrasse am See hingen nur noch in Fetzen, die Fenster waren so dreckig, dass man kaum noch durchgucken konnte und im Inneren waren Berge von Schrott und alten Möbeln erkennbar. Kaum zu glauben, dass es noch bewohnt sein sollte, doch ehrlich gesagt habe ich mich auch nie getraut, nach einem Weg hinein zu suchen.

 

 

Noch etwas später hieß es dann ziemlich plötzlich, dass das Hotel verkauft worden sein sollte. Zuerst wusste niemand etwas, dann kamen erste Gerüchte auf, schließlich hieß es, die neuen Besitzer seien Reichsbürger. Von da an berichteten auch mehrere regionale und überregionale Medien über den Fall und Menschen in der Umgebung zeigten sich beunruhigt.


Da der Wiesenbeker Teich bei Bad Lauterberg, also der Stausee vorm Hotel tatsächlich Weltkulturerbe ist, beruhigten die Behörden erst einmal, dass alle Baumaßnahmen erst einmal mit dem Denkmalschutz abgesprochen werden müssten. In der Regel heißt das ja, dass nichts vorangeht, seitens der Reichsbürger oder vielmehr der neuen Eigentümerin gab es dann aber doch Verlautbarungen über große Pläne.


Ein wie auch immer geartetes Zentrum des sogenannten „Königreich Deutschland“ sollte dort entstehen, Peter Fitzek, der selbsternannte König von Deutschland war sogar selbst vor Ort als dort zunächst einmal ein Kiosk eröffnet wurde, bei dem man natürlich mit der eigenen Währung des Königreichs bezahlen konnte.

 

 

(Muss ich an dieser Stelle eigentlich erklären, was Reichsbürger sind? Eigentlich nicht, oder? Na ich tu es trotzdem. Also in Kurzfassung sind es Menschen, die die Bundesrepublik als Staat nicht anerkennen und sich stattdessen auf das Deutsche Kaiserreich oder das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 berufen. Sie lehnen jegliche Autorität unseres heutigen Staates ab und sind daher schon häufig strafrechtlich in Erscheinung getreten, unter anderem im vergangenen Jahr durch Umsturzpläne der Gruppe um Prinz Reuß, die durch alle Medien gingen.


Peter Fitzek ist selbsternanntes Oberhaupt seines „Königreich Deutschland“, für das er in den letzten Jahren Grundstücke kaufte, eine eigene Bank und eben auch eigenes Geld ins Leben rief. Auch er hatte immer wieder Probleme mit der Justiz, wurde wegen schwerer Untreue verurteilt und auch wegen vorsätzlicher Körperverletzung.


Persönlich kam ich übrigens mit diesem Gedankengut zum ersten Mal in Berührung, als mir jemand erklärte, es sei doch seltsam, dass unser Ausweis ein Personalausweis sei, wir also Personal einer BRD GmbH. Außerdem hätten wir ja keine Verfassung, das Grundgesetz sei nur vorläufig und außerdem gebe es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht einmal einen Friedensvertrag. Ziemlich abgedrehter Scheiß? Ja. Aber es gibt leider ziemlich viele Menschen, die von genau diesem abgedrehten Scheiß überzeugt sind.)

 

Fortsetzung folgt...